Führung in Garreyer Kirche - Sanierungsarbeiten in der Garreyer Feldsteinkirche aus dem 13. Jh. stehen vor dem Abschluss

Von verschiedenen Seiten wurde an den Vorsitzenden des Freundeskreises der Kirche in Garrey der Wunsch herangetragen, mehr über die gerade laufenden Sanierungs- bzw. Restaurierungsarbeiten in der Kirche zu erfahren. Erfreut über das Interesse bot Wolfgang Lubitzsch eine solche Führung an. Eine beträchtliche Zahl von Garreyer Bürgern hatte sich am Sonntag, den 04.12. um 13.00h, an der Kirche eingefunden.

 

Bei der Gelegenheit machte W. Lubitzsch gleichzeitig anhand vieler Fotos auch eine kleine Zeitreise durch die letzten drei Jahre der Sanierungsarbeiten.

 

 

Im Juni 2012 beschloss der Gemeindekirchenrat über das Sanierungskonzept der Brandenburger Firma Dr. Krekeler Generalplaner GmbH. Dieses Konzept sah eine umfassende Sanierung bzw. Restaurierung der Kirche mit gleichzeitiger Modernisierung der elektrischen Ausstattung vor. In Abstimmung zwischen dem Bauherren, dem Gemeindekirchenrat Garrey/Zixdorf (GKR), dem Bauamt der Landeskirche Berlin/Brandenburg – schlesische Oberlausitz in Berlin wurde beschlossen, den Zustand des Jahres 1900, in diesem Jahr erfolgte die letzte umfangreiche Sanierung der Innenausstattung, als Zielmarke zu nehmen. Dieser Zustand mit seinen schönen Wandfassungen war gut dokumentiert. Es war ein Glück, dass der Garreyer GKR zwischenzeitlich keine „Modernisierung“ mit einem großen Pinsel und weißer Farbe vorgenommen hatte. Somit waren die Fassungen von Wänden und Holzausstattung im Prinzip noch vorhanden und konnten im historischen Stil restauriert werden.

 

Die Arbeiten am dritten Bauabschnitt konnten beginnen, nachdem die Hülle in den Jahren 2014 und 2015 sorgsam und umfassend saniert worden war.

 

Gegenstand der Arbeiten im ersten Bauabschnitt waren die Stabilisierung des Westgiebels und die Sanierung des Glockenturmes und seines Fachwerkfundaments. Auch das Läutewerk wurde in dieser Phase saniert und restauriert.

 

 

Im zweiten Bauabschnitt wurde der Rest der Hülle saniert. Das Dach wurde mit Biberschwänzen, wie sie früher verwendet wurden, neu eingedeckt, nachdem der Dachstuhl und ganz besonders die Deckenbalken repariert worden waren. Letztere waren insbesondere an den Auflagerstellen beschädigt. Die Verfugung der Außenwände wurde ausgebessert, und die Fenster mit Bleiverglasung wurden repariert.

 

Von großer Bedeutung war die Sanierung des Fundamentes und des Fußbodens. Letzterer erwies sich als ursächlich für die ständige hohe rel. Luftfeuchtigkeit im Innenraum. Der Boden wurde unter Aufsicht eines Archäologen ca. 40 cm tief ausgehoben, mit einer Glasschotterschicht aufgefüllt und mit einer Spezialfolie abgedeckt. Die Deckschicht besteht wieder aus Ziegelsteinen.

 

Im alten Teil der Kirche wurden dabei Gräber entdeckt, die sich teilweise bis unter die Kirchenfundametne erstreckten. Daraus konnte geschlossen werden, dass der umgebende Friedhof schon vor dem Baubeginn der jetzigen Kirche existierte, und eine Vorgängerkirche aus Holz bestand.

 

Die Arbeiten an der Innenausstattung begannen an der Holzdecke, erstreckten sich über die Emporen und betrafen dann den Orgelprospekt. Z.Zt. arbeiten die Restauratoren/innen an den umfangreichen Wandfassungen. Das Mobiliar und die Orgelpfeifen waren schon im Jahr 2012 ausgelagert worden, um sie vor Beschädigungen während der einzelnen Bauabschnitte zu schützen.

 

Der Altar mit dem Abendmalsbild wurde nach sorgfältiger  Restaurierung wieder aufgebaut. Die Kanzel mit Bildern der vier Evangelisten, die Bänke und das Chorgestühl werden z. Zt. in den Werkstätten verschiedener Restauratoren überarbeitet. Es wird davon ausgegangen, dass Altar und Kanzel mit den Bildern von Johann Amberger aus der Zeit um 1670 stammen. Amberger hat im genannten Zeitraum für viele Dorfkirchen um Wittenberg herum Altar- und Kanzelbilder geschaffen.

 

Die Restaurationsarbeiten an der Holzdecke, an den Emporen und an der Orgel sind abgeschlossen. Die Putz- und Gemäldefassungen an den Wänden stehen vor der Fertigstellung.

 

 

Bis Ende Februar 2017, das ist der geplante Zeitpunkt der Fertigstellung der gesamten Sanierungsarbeiten an der Garreyer Kirche, sind noch die Orgel und die elektrische Anlage sowie das Gestühl fertig zu stellen. Zu den Arbeiten an der Orgel gehören der Einbau und die Intonierung der ausgelagerten 320 Pfeifen, der Ersatz der 20 alten Prospektpfeifen durch solche aus hochlegiertem Zinn und die technische Überholung der Gesamtanlage. Beauftragt für die Arbeiten ist die Fa. Schuke aus Werder. Sie wird sicherstellen, dass der ursprüngliche Klangcharakter auch der neuen Prospektpfeifen der Orgel, die der Niemegker Orgelbauer Wilhelm Lobbes 1883 geschaffen hat, wieder wahrzunehmen ist.

 

Die Elektrik beinhaltet u.a. die Ausstattung des Kirchenraumes mit Leuchten und die Installation von elektrisch geheizten Sitzkissen für die ersten sechs Bankreihen. Bei der Installation der elektrischen Geräte und Anlagen ist folgendes zu beachten:

  • Die Lampen im Kirchenraum werden klein und vom Erscheinungsbild her zurückhaltend sein.
  • Die Heizung ist unsichtbar in die Sitzkissen integriert.
  • Bei den übrigen elektrischen Installationen wird grundsätzlich darauf geachtet, dass, soweit möglich, keine Leitungen, Steckdosen, Schalter auf oder im Putz verlegt werden. Sie werden unsichtbar für den Besucher entweder im Fußboden oder im Dachboden angebracht.

 

 

Alle Maßnahmen bzw. Arbeiten erfolgen in enger Abstimmung mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalschutzbehörde des Landkreises Potsdam-Mittelmark. Um einen Gesamteindruck der restaurierten Flächen zu erhalten, mit dem sowohl Behörden als auch der Bauherrlebenkönnen, werden jeweils Fassungsproben erstellt und eingehend diskutiert. Dabei steht die Vorstellung der Behörden, den alten Zustand möglichst erhalten zu wollen, vielfach in einem gewissen Gegensatz zu der des Bauherren. Während die Behörden das Kulturdenkmal mit seinem historischen Erscheinungsbild soweit möglich erhalten wollen, will der Bauherr eine „schöne“ Kirche haben, die so aussieht, als wäre sie neu. Am Ende konnten sich bisher beide Seiten im gegenseitigen Respekt vor den Erwartungen des Anderen einigen.

 

Die Kirche ist und wird das wichtigste und schönste Kulturdenkmal unseres Dorfes bleiben und in alter Schönheit neu erstrahlen.