Zur Frühgeschichte unseres Flämingdorfes

Vorgeschichtliche Funde bei Zixdorf
Beim Ackern auf der Feldmark Kardeleben, der Straßenkreuzung Boßdorf-Zixdorf-Garrey-Lobbese, wo einst das Dorf Kardeleben stand, fand Erich Schulze/Zixdorf ein steinzeitliches Gerät. Dieses wurde beim Schulleiter in Niemegk zur Feststellung vorgelegt. Selbiger stellte fest, daß es sich bei dem Fund um eine sehr gut erhaltene Speerspitze aus der Steinzeit handele. Der steinzeitliche Fund ist um so wertvoller, weil er der erste ist, der auf dem Fläming gefunden wurde. Somit ist der Beweis erbracht, daß auch schon zur Steinzeit der Fläming von Menschen bewohnt war.
( Veröffentlicht in „ZFH“ vom 28.05.1938 von Erich Schulze/Zixdorf).


Zur früheren Geschichte war in der „Zauche- und Fläming - Heimat“ Nr. 29 von 1936 folgendes zu lesen:

„Das Dorf Garrey lag einst an der alten Verkehrsstraße Wittenberg - Niemegk über Garrey, die heute durch den Ausbau der Straße Boßdorf - Zixdorf - Niemegk völlig bedeutungslos geworden ist. (Im Jahre 1895 wurde eine Straße zwischen Zixdorf - Boßdorf gebaut, (hierbei soll nach mündlicher Überlieferung, die Friedhofsmauer vom Friedhof Cardeleben abgerissen worden sein. ). Die alte Straße berührte Kerzendorf als letzten Ort im früheren Amt Wittenberg, hinter Garrey führte sie an der Windmühle hart an den Seitenschluchten der Rummeln vorbei in der Richtung auf Niemegk zu. Diese Lage mag die Ursache für die Zerstörung des Ortes durch Feinde gewesen sein.
1555 sind als neu erbaute Dörfer Grey und Marzens erwähnt. Da in der „gründlichen Visitation“, die Luther 1530 angeordnet hat, beide Orte nicht als verwüstet erwähnt werden, ist anzunehmen, daß Sie in der Folge des Schmalkaldener Krieges noch verwüstet wurden, folgert der Autor in der oben genannten Ausgabe.“ 1547 hatten kaiserliche Truppen Wittenberg belagert und erobert.“ In der Belziger Chronik von Eilers heißt es: „Anno 1547 ist die Stadt Belzig und Niemegk samt umliegenden Dörfern von den Hispaniern eingeäschert worden.“ Einer der umliegenden Orte wird also auch Garrey gewesen sein, weiter heißt es: „Nach der ältesten Angabe (1530) hatte das Dorf 14 Hüfner und 1 Kossäthen, war als ein deutsches Bauerndorf. Noch im Jahre 1816 zählte man hier 14 Häuser, so daß in den dreihundert Jahren keine Veränderungen im Bestand der Wirtschaften eingetreten sind. Zu Garrey gehört auch die wüste Feldmark Welsigke, sie war 1530 schon vorhanden. Eine Karte von 1758 zeigt noch einen Brunnen.

 

Das 16. Jahrhundert

Visitation 1530
Durch Dr. Martin Luther ( 1483-1546) hielt die Reformation schnell Einzug in Brandenburg. Es wurde 1530 ein Visitationsauschuß, dem auch er angehörte, gebildet. Durch diesen Ausschuß wurde besonders die Lehre der Pfarrer, deren Leben und Einkünfte untersucht Es wurde den Pfarrern befohlen an Sonn- und Feiertagen Gottesdienst abzuhalten. Einkommen der Pfarrer waren Opfergeld, Hufe Land, Fruchtzehnt, Fleischzehnt der Hüfner und Kossäthen.

Die Hüfner und Kossäthen mußten damals ihre Zehnten, (Naturalgaben - des 10. Teiles des Rohertrages der Ernte; wurde 1859 für Garrey und Welsigke an die Schule und Kirche zu Garrey aufgehoben, Quelle: Rep. 2 A Nr. 837), an das Amt Rabenstein und die Pfarre Rädigke leisten. So erhielt z.B. der Küster 1575 16 Scheffel Korn und 28 Brote. 1530 hatte der Pfarrer 1 Huf zu Garrey, erhielt 6 Scheffel Hafer und 6 Scheffel Roggen, der Küster bekam 16 Scheffel Roggen und 8 Brote. Diese Abgaben mußten zu bestimmten Tagen geleistet werden.
Aufzeichnungen aus dem Erbbuch von 1591 (Rep. 7 Amt Belzig- Rabenstein Nr. 46)

 

Hier wurde schon festgelegt, daß das Richteramt - freies Erbgericht - des Lehnhofes in männlicher Linie vererbbar ist, und zwar immer dem ältesten Sohn.
In Garrey war damals Andreas Schubotz Lehnschulze, (heute eventuell Gehöft Wieland). Er hatte Land, Haus, Hof und Dorfhufen. Martin Thiele ( heute eventuell Gehöft Friedrich ), hat Haus, Hof und 3 Erbhufen.
Ferner war noch zu entziffern, daß der Kirchen-, Hand- und Fortfahrdienst festgelegt wurde. Zixdorf gehörte zur Kirchenfilial Hohenwerbig und Garrey zu Rädigke

 

Das 17. Jahrhundert

Anno 1636 war das große Pest - und Totenjahr, dazu kam noch die rote Ruhr, Fleckfieber und andere böse Krankheiten. Die Hungersnot war sehr groß. Weil auch das Vieh teils vom Feinde weggetrieben und abgeschlachtet wurde, spannten sich einige Leute selbst vor den Pflug, um wenigstens soviel umzuackern, daß es für das Nötigste reichte. Der Scheffel Korn galt 3 bis 4 Thaler und war schwer zu bekommen. Hierzu kam anno 1638 die Mäuseplage, welche die Saat auf den Feldern verzehrten, Raupen nagten an den Bäumen, so daß sie verdorrten. ( So war es in der Belziger Chronik von Eilers zu lesen.)

 

 „Garrey lag 12 Jahre ganz ledig, öde und wüst ist über die Hälfte abgebrannt, die übrigen Gebäude aber sind ganz und gar in Klump gefallen und kein Untertan am Leben geblieben.“
Das Bild, das hier mit wenigen Worten die Not des Dorfes beschriebt, ist so erschütternd, daß wir kaum imstande sind den damaligen Zustand uns auszumalen. Und weiter heißt es:
„Das Schreckensjahr 1636 hat das Dorf, das vor dem Krieg ( 30 jähriger Krieg 1618-1648 )
12 Bauernwirtschaften und 2 Kossäten Gehöfte zählte, vollständig vernichtet. Die rund 100 Einwohner wurden zum großen Teil erschlagen, von den geflohenen kamen viele um, kein einziger kehrte in sein Heimatdorf zurück.“
 „Darum ist es kein Wunder, daß nach Kriegsende, als das Dorf wieder aufgebaut wurde, vollständig neue Namen auftauchten. Der Wiederaufbau, der von dem Belziger Amt in Angriff genommen wurde, dauerte 30 Jahre. Es ist kaum anzunehmen, daß sofort bei Kriegsende 1648 damit begonnen wurde. Trotzdem ist es erstaunlich, daß 1682 nur noch eine Wirtschaft unbesetzt ist. Jeder Neuanbauer erhielt 6 Freijahre, d. h. Befreiung von allen Abgaben und Leistungen an das Amt während dieser Zeit. Im Jahre 1682 wurde ein Bericht von dem Dorf durch das Amt aufgestellt und von jeder Wirtschaft der Zustand aufgeschrieben.“

 

Für die heutigen Besitzer dürfte es von Interesse sein, zu erfahren, was ihre Vorfahren durchgemacht haben und wie schwer der Anfang gewesen ist.

 

So besaß:
der Schulze = 5 Dorfhufen, 1 Welsigker Hufe. Er hat kein Wohnhaus, der Acker ist bebuscht und wüst,
Hüfner Peter Hehne = 2 Dorfhufen, 3 Welsigker Hufen; ein Neuanbauer, ist bis 1688 von Abgaben befreit,
Halbhüfner Peter Hannemann = 2 Dorfhufen; hat schlechte Gebäude und der Acker ist verbuscht,
Hüfner Martin Heinitz = 2 Dorfhufen, 2 Welsigker Hufen; hat kein Wohnhaus, der Acker ist sehr unrein.,
Kossät Andreas Bölligken, Haus in schlechtem Zustand, Acker sehr unrein,.
Hüfner Hannß Truschke = 3 Dorfhufen; ein neuer Anbauer, ihm mangeln Ställe, Acker ist noch unrein,
Kossät Martin Petzsch, hat wenig Vermögen
Hüfner Brose Hermann = 2 Dorfhufen, 1 Welsigker Hufe, bis 1685 von Abgaben befreit,
Hüfner Martin Hahn = 3 Dorfhufen, bis 1684 von Abgaben befreit,
Hüfner Martin Gips = 2 Dorfhufen, ein neuer Anbauer, hat schlechte Mittel, ihm mangeln noch Ställe, Acker ist verbuscht,
Hüfner Matthes Schmehl = 2 Dorfhufen, 4 Welsigker Hufen; ein neuer Anbauer, bis bis 1685 von Abgaben befreit,
Hüfner Brose Hermann = 2 freie Dorfhufen, 1 Welsigker Hufe; liegt noch ungenutzt,
Hüfner Hannß Schmehl = 3 Dorfhufen, die Gebäude sind noch unvollständig, der Acker ist unrein,
Hüfner Georg Schmehl = 3 Dorfhufen, ein neuer Anbauer, wohnt im Stall, der Acker ist noch sehr verbuscht,

Diesen Aufzeichnungen ist zu entnehmen welche schweren Zeiten unsere Vorfahren vor 300 Jahren durchmachen mußten. Trotz aller Schwierigkeiten und Hindernisse ist durch die Tatkraft und den Fleiß der Menschen aus Garrey ein ansehnliches Dorf geworden. Dieses war in einer Ausgabe der „ZFH“ vom 24.11.1939, 6/22 zu lesen.

Einige Notzeiten auch für Zixdorf
In einem Artikel der „Zauche und Fläming Heimat“ vom Jahre 1944 11/2 war folgendes über Zixdorf zu lesen:

 

„Im 30-jährigen Krieg war Zixdorf vollständig verwüstet worden. Vor dem Krieg besaß das Dorf 7 stattliche Bauernwirtschaften. Als der Krieg zu Ende ging war kein einziges Gehöft mehr gewahrt.“

 

„Das Dorf hat 10 Jahre öde und wüst gestanden, kein Untertan mehr am Leben, die Gebäude gehen sehr ein“, heißt es in einer Nachricht aus dem Jahre 1647. Nur langsam erhob sich das Dorf aus Schutt und Asche. Das Amt Belzig war bestrebt, das Dorf wieder zu besitzen. Erst aus dem Jahre 1682 erfahren wir Näheres über den Wiederaufbau. Sämtliche Gehöfte sind wieder besetzt, aber die Gebäude sind erst teilweise aufgebaut, die Acker noch nicht alle wieder unter den Pflug genommen. Da ist zunächst die Schulzenwirtschaft (heute Witwe Schubotz) mit 4 Lehnhufen auf der Dorfmarke und 1 Hufe auf Flur Kardeleben. Der Schulze hat auch den Mühlenhof bei Rädigke in Besitz. Der Hüfner Moritz Lipsdorf (der Hof ist heute noch in Besitz der Familie Lipsdorf) besitzt 1 ¾ Lehnhufen und 1 ¼ Erbhufen auf der Dorfmark und 2 Hufen auf Kardeleben. Sein Acker sind noch sehr verbuscht. Viel schlimmer sieht es um den Nachbar Andreas Müller (jetzt Paul Schubotz) aus. Er hat 2 ½ Erbhufen in der Gemarkung des Dorfes und 3 Hufen auf Kardeleben. Er ist „ein armer, unvermögender Mann und neuer Anbauer, hat noch kein Wohnhaus“. Der Hof von Andreas Thiele ( heute noch in Besitz der Fam. Thiele) ist zwar wieder aufgebaut , sein Acker ist sehr verbuscht. Zu seiner Wirtschaft gehören 2 Hufen ( ¼ Lehnhufen ) und 2 Hufen auf Kardeleben. Martin Böligke, ein neuer Anbauer, ist bei geringen Mitteln, hat noch kein Wohnhaus. Acker ist verbuscht. Ihm gehören zwei Dorfhufen und 4 Hufen auf Kardeleben. Nach der Aufzählung in der Liste scheint es sich hier um die Wirtschaft des Ortsbauernführes Schulze zu handeln, denn bei der Aufzählung wird vor den letzten beiden Hüfnern erst der Kossät Daniel Körnigk genannt. Zwei Bauernhöfe lagen in alter Zeit an der Ostseite des Dorfes, es waren die Wirtschaften des Bürgermeisters Höhne und Bauern Schiering (jetzt geteilt)
Diese beiden Höfe müssen 1682 im Besitz von Peter Schubotz und Peter Schüler gewesen sein, deren Acker damals ebenfalls noch verbuscht war. Peter Schubotz besaß 2 Lehnhufen in der Dorfmark und 4 Hufen auf Kardeleben. Peter Schüler 2 Dorfhufen und 3 Hufen aud Kardeleben. Außer den 7 Bauern und 1 Kossät wohnten damals noch 1 Hirt im Dorf.
Wenn wie bedenken, daß 34 Jahre nach dem Friedensschluß immer noch zwei Bauern vorhanden sind, die kein Wohnhaus haben, daß alle Äcker „verpuscht“ sind, so können wir uns vorstellen, wie schwer die Daseinbedingungen gewesen sind, unter denen die damaligen Einwohner von Zixdorf leben mußten.

 

Das 18. Jahrhundert

Ein schwerer Schicksalsschlag traf Zixdorf im Jahre 1732 darüber berichtete eine Eintragung in einer alten Bibel (im Besitz des damaligen Ortsbauernführers Schulze, 1942):

 

„ Anno 1732 den 8. September des nachts 1 Uhr ist das Dorf Zixdorf abgebrannt, es ist abgebrannt Viktor Bauden, der Schulze (Schubotz), Michel Lipsdorf, Viktor Bölken, Gottfried Thiele, Andreas Bölke“. (Quelle: Zauch und Fläming Heimat 1942)

 

Die Kirche und auch die Häuser waren damals mit Stroh gedeckt. Nach dem Brand wurden die Häuser vergrößert und mit Dachziegeln gedeckt. Die Häuser zogen sich bis hinter die Kirche hin. Diese wurden nicht wieder aufgebaut. Das Land wurde verlost an die anderen Hofbesitzer.

 

Das 19. Jahrhundert

In jedem Jahrhundert gab es Schicksalsschläge für die Orte.
Ganz auffallend ist, daß sich die Bevölkerungszahl in Garrey sich so gut wie gar nicht in den letzten Jahrzehnten verändert hat. 1861 waren hier 181 Einwohner und 1912, 187 Einwohner.1861 umfaßte die Gemarkung 1282 Morgen, hinzu kamen noch 22 Morgen Gartenland und 4 Morgen Wiese. Auf 21 Gehöften gab es 34 Pferde, 140 Stück Rindvieh und 999 Schafe. Daraus geht hervor, wie bedeutend damals in Garrey die Schafzucht war.
In einem Artikel der „Zauche und Fläming Heimat“ vom 30. 04 1937 war unter dem Artikel „Das Dorf Garrey vor 50 Jahren“ unter anderem folgendes über Garrey zu lesen: „ Das Dörfchen Garrey liegt auf der Wasserscheide zwischen Havel und Elbe ( im Kessel ). In der Dorfmitte ist eine Insel. Auf dieser steht die Kirche, daneben das Schulhaus und auf der anderen Seite die Schmiede. Das Dorf zählt 1887 -11 Hüfner, die heute noch alle ihre Betriebe bewirtschaften, 2 Kossäthen, 7 Büdner, 2 Gasthöfe und die Dorfschmiede. Warum hatte dieses kleine Dörfchen zwei Gasthöfe ? Ich ließ mir berichten, daß im Orte es zwei Parteien gegeben hatte. Sämtliche Bauern wollten einen Gasthof haben. Der Mühlenbesitzer hatte die Schankgerechtigkeit schon lange inne. Er behielt sie weiter.

Heute ist sie nicht mehr mit seinem Grundstück verbunden. Wir haben heute nur einen Gasthof dort, den sich die eine Partei im Dorfe gesichert und erkämpft hatte. Der Wirt des Dorfgasthofes war ein berühmter Mann im Fläming. Er war im Nebenberuf „Viehdoktor“. Bei Geburten soll er tüchtig gewesen sein. Er heilte alles mit einer Medizin, die er gleich mitbrachte. Außerdem war er Heiratsvermittler. Manchem Flämingbauern hat er ein Weib verschafft. Er hatte auch einen Spitznamen, „Donnerlüttchen“, was er hinter jedem dritten Satz sagte. Gastwirt Wilhelm Schulze - so hießen alle beide Gastwirte von Garrey - I, wie sich der Dorfgastwirt bezeichnete, erbaute eine eigenartige Kegelbahn. An einem aufgestellten Mast mit einem Arm, war an letzten an einer Kette eine Kugel angebracht. Unten standen auf einem Brett die neun Kegel, und wer nun das Glück hatte, recht viel Kegel zu treffen, war der Kegel der Kegeltage. Einmal kegelte er ein Fohlen aus. Die Folge davon war eine Klage. Es sollen beim Kegeln gemogelt worden sein.1895 am 16. Juni wurde auch einmal ein Regulator ausgekegelt. „ZBK“
In der Ernte, wo viele fremde Mäher in Garrey waren, veranstaltete Wilhelm Schulze I einmal einen Theaterabend mit einem gleichgesinnten Freund von außerhalb, wie uns berichtet wurde. Ein Vorhang war gezogen in der Gaststube, das Eintrittsgeld bezahlten die Bauern für ihre Arbeiter. gezeigt werden sollte: „Betrug der Welt, oder die Flucht durchs Fenster“. Das Stück sollte steigen. Der Vorhang öffnete sich nicht. Als man hinter diesen sah, war alles leer. Der Freund war mit der Kasse durchs Fenster verschwunden. Man lachte über diesen Reinfall“ Betrug der Welt - die Flucht durchs Fenster“.


Die Großspänner hatten damals ihre Niederlassung in der Schmiede. Hier trafen sie sich allabendlich in ihren Pelzen, spielten Karten, bezahlten Lichtgeld. Der Pelz spielte eine große Rolle. Ihn zu besitzen, danach trachteten alle Kutscher. Zum Kirschner zum Einmotten brauchte er jedoch nicht. „Jeder Fläminger nach seiner Art. Trug seinen Pelz bis Himmelfahrt, und kam ihn noch ein Grimmen an, dann trug er ihn bis St. JOHANN. Und tat ihm dann der Bauch noch weh, so trug er ihn bis Bartolomä. Und fing ihn dann zu frieren an, dann zog er ihn von neuem an.“
Das Schlachtefest wird immer noch gefeiert. Da werden Freunde eingeladen. Es galt beim Schlachten schon immer der alte Spruch: „Wenn das Schwein auf der Leiter hängt, wird erst einmal einer eingeschenkt. Ist das Schwein zerschnitten, hat die Flasche schon mächtig gelitten.“
Es wurde Karte gespielt und gegen ½ 10 Uhr erschien Mutter mit gefülltem Wurstteller und einem Napf voll Backobst. Ein Messer mußte sich jeder mitbringen, nur der Schulmeister der immer dabei war erhielt eines geliefert.
( Dieses war Erlebtes und Erlauschtes von Krüger aus Mörz 1887 ).

 

Einige Nachrichten

Über Zixdorf konnte man zur damaligen Zeit berichten:
„Nach dem Gefecht um Hagelberg am 27. August 1813 soll Zixdorf geplündert worden sein. Auf dem Friedhof befindet sich noch ein Massengrab mit gefallenen Franzosen von 1813“.
( Quelle: Zauch und Fläming Heimat 1944 )

In der „Geschichte der Kreisstadt Belzig“ von Dr. Johann Carl Brandt aus dem Jahre 1837 konnte man über Garrey lesen: „Garrey ist ein altes Dorf der Fläminger, 3 Stunden südlich von Belzig, links an der Straße nach Wittenberg, die von Niemegk durch dieses Dorf führt. Hat 18 Häuser, 162 Seelen und 37 Hufen mit eigener Trift und der wüsten Mark (Welsigk) oder Welsigker Hütten, Filial von Rädigke mit einem Catechisten, dessen Stelle der Superintendent in Belzig besetzt. Im 30-jährigen Krieg hatte es mit Groß- und Klein Marzehns das gleiche Schicksal.“

Im gleichen Buch läßt sich über Zixdorf lesen „Das Dorf liegt nicht weit rechts von Hohenwerbig, 1 Stunde südlich von Niemegk in der Nähe des Springberges und hat 9 Häuser, 78 Seelen, 27 Hufen mit einer wüsten Mark Cardeleben und wenig Holz. Filial von Hohenwerbig. 1648 war daselbst kein Einwohner vorhanden, so verwüstet lag es.“

Im „ZBK“ vom 3.04.1895 war zu lesen, daß Erdarbeiten für den Bau der Kreischaussee, die von Niemegk über Zixdorf und Boßdorf bis zur Kreisgrenze in Richtung auf Kerzendorf führt, begonnen werden soll.

Ebenfalls wurde im „Zauch-Belziger-Kreisblatt“ (ZBK) vom 19.07.1899 eine Mitteilung des Landrates von Tschirschky veröffentlicht, in der er folgendes bekannt gab: „Durch den am Sonntag in der Nähe von Niemgk niedergegangenen Wolkenbruch ist die Brücke auf der Chausseestrecke zwischen Niemegk und Zixdorf vollständig zerstört und für jeden Verkehr vollständig unpassierbar geworden. Fußgänger können indessen neben der Brücke über den Bach gehen, während der Verkehr für Wagen und Pferde über Hohenwerbig genommen werden muß.“ Am 22. 07 1899 wurde dann bekannt gegeben, daß die Brücke wieder für den Verkehr freigegeben ist

Einen Rezeß zur Schweinehütung gab es in Garrey 1877:

Derzeit führte Ferdinant Belger Mühlenbesitzer zu Garrey einen Rezeß gegen die anderen Mitbenutzer der „Schweinebrache“. Diese Fläche umfaßt 11,38 ha, es wurde die Rainkarte der Feldmark Garrey/ Wüste Marke von 1846 zu Hilfe genommen.
Es ging bei dieser Auseinandersetzung um das Nutzungsrecht der „Schweinebrache“ und um den Weg (Treibeweg) der Tiere, der über das Land von Ferdinand Belger führte. Das Resultat dieses Rezeß war, daß jeder Besitzer berichtigt war seine Schweine auf die „Schweineweide“ zu treiben, die ausschließlich zu diesen Zwecken genutzt werden soll.  Das Nutzungsrecht hatten 11 Hüfner und 2 Kossäthen.
Die „Schweinebrache - Schweineweide“ liegt parallel zur „Neundorfer Rummel“, nördlich von Garrey.

 

Die Jahre um den 1. Weltkrieg

Nach dem Mord an den österreichischen Thronfolgers Franz Ferdinant, in Serbien - Sarajewo, brach am 1. August 1914 der 1. Weltkrieg aus.
Viele junge Männer mußten in den Krieg ziehen, etliche sahen ihre Heimat nie wieder.
Die Bauer mußten Abgaben zur Kriegsführung leisten. So wurde z. B. im „Zauch Fläming Kreisblatt“ (ZBK)aus dem Jahre 1916 veröffentlicht, daß Garrey 50 Zentner und Zixdorf auch 50 Zentner Hau zur Heeresverpflegung abzuliefern haben. Gerste Ablieferung am 3. 02. 1915 aus Garrey 84,50 Zentner, Zixdorf 60,50 Zentner.
Im Jahre 1916 wurden Brot-, Butter und Fleischmarken ausgegeben. Auf eine Brotmarke wurde nur 1 mal, höchstens 250 g Zucker abgegeben. Für eine Butter- und Fettmarke bekam man anfangs 90 g je Marke später 70 g dann nur noch 60g Butter. Diese Menge wurde wöchentlich vom Landrat festgelegt. „Wer Brotgetreide verfüttert, versündigt sich am Vaterland und macht sich strafbar.“ So war im „ZBK“ von 1916 zu lesen. Ebenfalls wurden die Bauern angehalten alle Milch abzuliefern. Zum Teil wurden die Geräte zur Butterherstellung sogar verplombt. Unter 150 Pfund Lebendgewicht durfte kein Schwein geschlachtet werden. Zuwiderhandlung werden rücksichtslos bestraft, so stand es in der gleichen Presse. Aufkäufer suchten die Tiere aus und ließen nur Zuchttiere zurück. Den Bauern wurden die Zugpferde für den Krieg weggenommen. So war im „ZBK“ von 1918 zu lesen, daß die Pferdemusterung für die Gemeinde Zixdorf in Hohenwerbig stattfindet und für die Gemeinde Garrey in Boßdorf. Die Not wurde immer größer. Außerdem wurde die Bevölkerungen noch angehalten „Kriegsanleihen“, um Geld für die Heeresversorgung zu haben, zu kaufen. Das Geld sollte man nach dem Sieg zurück erhalten.

Am 16.11.1916 wurde im „ZBK“ veröffentlicht, das in der Sparkasse Niemegk ein Goldaufkauf stattfindet - „Gold gab ich für Eisen“.
Das Volk litt mit den zunehmenden Kriegsjahren immer mehr. Aus Mangel an Petroleum und anderen Leuchtölen griff man in den Walddörfern des Fläming wieder zum Kienspanlicht zurück. Ackerquecken und Brennessel wurden sogar gesammelt. Eicheln, Bucheckern, Kastanien wurden abgegeben. 2.500 kg Bucheckern ergaben 500 kg Speiseöl. Der Erlös aus Altpapier kam den Kriegswaisen zugute. Wegen Einsparung von Gummibereifung durften die Landwirte mit ihren Gummiwagen nur vom Wohnort bis zur landwirtschaftlichen Arbeitsstätte und zurück fahren. Die Benutzung für andere Zwecke z.B. zum Einkauf, war verboten. Bei Zuwiderhandlung drohte 1 Jahr Gefängnis oder 10.00 M Geldstrafe. (Dieses fand ich einem Artikel von Gerhard Hinze im „Fläming Echo 21.11.1998.)
In der Landwirtschaft fehlten die Arbeitskräfte, die Männer waren an der Front. Kriegsgefangene kamen ins Dorf. Sie wurden den Gehöften zur Hilfe zugeteilt. Am Tage halfen die Gefangenen in der Landwirtschaft, nachts waren sie im Lager untergebracht. Das Gefangenenlager war im Saal Senst in Garrey.
Trotz aller Verordnungen und Notopfer die das Deutsche Volk für den Sieg leisten mußten, wurde die Krieg verloren. Am 11. 11.1918. war der Krieg zu Ende und für Deutschland verloren. Er hatte viele Opfer gefordert. Im „ZBK“ vom 29.08.1918 ließ die damalige Dorfjugend aus Garrey für ihren gefallenen Jugendfreund, Reinhold Hahn, der in einem Attelerie Regiment diente einen Nachruf veröffentlichen. Ihm sollten aber noch andere junge Männer folgen. Es waren dies:
Gustav Schulze geb. 8.06.1888 gefallen 27.11.1916,
Reinhold Hahn geb. 28.06.1898 gefallen 11.08.1918,
Hermann Brachwitz geb. 14.08.1893 gefallen 1.08.1918,
Richard Dalichow geb. 13.06.1891 gefallen 21.10.1916 / Ritter des Eisernen Kreuzes,

Das Kriegerdenkmal auf dem nördlichen Teil des Dorfangers trägt die Namen der Kriegsopfer nebst einer Widmung: „Die dankbare Gemeinde“. Das Denkmal besteht aus Granit, ein Kreuz bildet den oberen Abschluß. An der Stirnseite befindet sich eine geschliffene Steintafel, sie trägt die Namen der Gefallenen vom Krieg 1914 - 18 der Gemeinde. Die Höhe des Denkmals ist ca. 3 m, die Breite 1,50 m x 0,30 m.
Das Kriegerdenkmal soll uns jederzeit an den Opfertod jener Männer erinnern.

In Zixdorf fielen:
Wilhelm Muschert 12. 09 1914,
Hermann Muschert 13. 09 1914,
Friedrich Winkler 26. 10. 1914.
Ihrer wird mit dem Kriegerdenkmal auf der Vorplatz der Kirche gedacht. Es trägt die Aufschrift : „Den Gefallenen zum Gedächtnis, den Lebenden zur Erinnerung, dem kommenden Geschlecht zur Mahnung.“
Das Kriegerdenkmal besteht aus Granit. An der Stirnseite befand sich ein Stahlhelm.
Die Höhe des Denkmals ist ca. 3 m, Breite 1,20 m x 0,30 m.

 

Die Kriegsjahre des 2. Weltkrieg und die Nachkriegszeit

Am 1. September 1939 begann, mit den Einmarsch in Polen, der 2. Weltkrieg.
Es wurden nicht nur die Menschen gemustert und für tauglich gefunden in den Krieg zu ziehen, sondern auch die Pferde.
Das kräftigste Arbeitspferd zu verlieren traf die Bauern ebenso, als habe  er ein Familienmitglied verloren.

Die Bauernpferde wurden auf Kriegstauglichkeit untersucht und eingezogen.
Viele junge Männer mußten in den Krieg ziehen, etliche sahen ihre Heimat nie wieder
Im Land Brandenburg kam es um Belzig, Treuenbrietzen, Jüterbog,, Brück, Niemegk zu Kampfhandlungen ( diese wurden von Herrn Dalitz in der Chronik über Niemegk
„Niemegk meldet Panzeralarm“, beschrieben).
Am 20. April rückten sowjetische Truppen vor. Die deutsche 12. Armee unter Wenck leistet mit jungen Soldaten Widerstand, als letztes Aufgebot. Es gibt auf beiden Seiten unnötige Opfer, wenn hier und da ein Ort zurückerobert wird. Es wird z. B. gemeldet : „Groß Marzehns ist in Feindeshand, Klein Marzehns wurde wieder freigekämpft, Autobahnkreuz Neundorf - Rädigke in eigener Hand.“
Schon Kinder wurden für den Krieg begeistert, in der HJ (Hitlerjugend), sie wurden in Wehrertüchtigungslagern z. B. als Flackhelfer ausgebildet. Für die Mädchen gab es den BDM (Bund deutscher Mädchen).
Am 22. Juni überfiel Hitler Deutschland, Rußland. Das Schicksal nahm seine Wende. Im Kriegstagebuch des Kommandanten von Belzig war zum Ende des grausamen Krieges folgendes zu lesen: „22. April 1945 - 2 Panzer auf den Weg von Zeuden nach Zixdorf,
24. April - die „Russen“ erobern kampflos Zixdorf. Sie gingen derb gegen die Bewohner vor, besonders gegen die Frauen.
Die Angreifer von Zixdorf verfolgten weiter die Stoßrichtung nach Niemegk. Weiter hieß es vom 24. April - Garrey und Zixdorf vom Feind besetzt. Angriff von Zixdorf auf Niemegk um 14,45 Uhr, mit 4 Panzern und 80 Man Infantrie.
Um Garrey kam es auch zu vereinzelten Kampfhandlungen, besonders in der „Rummel“, wo Widerstandsnester der Wehrmacht den Vormarsch der „Roten Armee“ verhindern sollten. Es wurden Panzersperren errichtet, die von eisernen Parteigenossen befehligt wurden, der Volkssturm wurde eingesetzt, alte Männer und Kinder. Auch im Hohlweg ( Höhe Jahn - Wrücke ) und am Ortseingang von Zixdorf her wurden Panzersperren gebaut. Am 24./25. April 1945 kam vom faschistischen Niemegker Stadtkommandanten, der Räumungsbefehl für Garrey. Die Einwohner verließen ihre Häuser und Höfe mit dem Nötigsten  flüchteten meist zu Verwandt bis nach Buchholz, Reetz. Reuden, Nedlitz.. Schon am 10. Mai 1945 kehrten die meisten Bewohner in ihre geplünderten und teilweise verwüsteten Anwesen zurück. Die zur Zwangsarbeit gezwungenen Polen und auch die in der Schule inhaftierten Serben plünderten und zogen mit fahrbaren Untersätzen in ihre Heimat zurück.
Die „Rote Armee“ marschierte in Garrey und Zixdorf ein. Es gab viele unschöne Begegnungen mit ihnen. Die Frauen des Dorfes mußten sich nachts im Wald oder hohem Mais vor den „Russen“ verstecken. Es gab viele brutale Vergewaltigungen. Damit aber noch nicht genug, so um den 25./26. Mai 1945 kam es zu Denunzierungen durch einen Dorfbewohner. Viele Männer wurden von den „Russen“ abgeholt und in ein Arbeitslager bei Cottbus gesteckt. Nur einer kam zurück. Ein anderer Einwohner flüchtete in eine Feldscheune, die abbrannte. Mit schweren Verbrennungen kam er ins Dorf zurück. Erschossen fand man einen weiteren Bürger, einen Umsiedler, im Spritzenhaus.
In den größeren Orten z. B. auch in Raben wurden Kommandanturen eingerichtet. Es zog langsam wieder Ordnung ein. Die eigenen russischen Soldaten wurden, wenn sie sich ungebührend benahmen hart bestraft.

Damit war für Garrey der Krieg , „des tausendjährigen Reiches“ beendet. Doch jetzt begann das große Warten auf den Ehemann oder Sohn, die noch als Soldaten oder Kriegsgefangene festgehalten wurden. Doch viele warteten vergebens. Sehr viele mußten ihr Leben für diesen sinnlosen Krieg lassen.
Gefallen „Für Führer und Vaterland“ sind :
Gerhard Wolff     geboren 1914     gefallen 1942  28 Jahre
Fritz Grünthal    geboren 1909     gefallen 1942  33 Jahre
Walter Rettig      geboren 1924     gefallen 1942  18 Jahre
Herrmann Kase   geboren 1912     gefallen 1942  30 Jahre
Walter Hahn       geboren 1922     gefallen 1943  21 Jahre
Walter Schiering geboren 1915     vermißt in Frankreich
Paul Schiering    geboren 1912     gefallen 1940  28 Jahre
Paul Ulemann.
In Zixdorf fanden deutsche Soldaten in einem Massengrab ihre letzte Ruhe. Namentlich sind sie nicht bekannt. Frau Tschimmel aus Zixdorf hat jahrelang die Gedenkstätte gepflegt.
Doch dann endlich. am 8. Mai 1945 wurde mit einem 10 - minütigen Glockenläuten allerorts dem Kreigsende gedacht, auch in Garrey. Der grauenvolle 2. Weltkrieg war zu Ende, der Faschismus besiegt

Überfall in Garrey
Geschichte von Dr. NIEPELT /Landarzt in Niemegk 1945 - 1949, nacherzählt aus dessen Episoden aus der Landdoktorzeit, „Was, Sie kennen den Fläming nicht?“
„Fräulein Kase aus Garrey rief an und bat um seine schnelle Hilfe. Das Dorf sei überfallen worden.
Eine Viehräuberbande hat alle Männer mit vorgehaltener Schußwaffe bedroht und in einer Waschküche eingesperrt und bewacht. In aller Eile wurden Kühe, Kälber und Schweine geschlachtet, und auf den mitgebrachten LKW verladen. Wer sich zu währen versuchte, wurde zusammengeschlagen, wie der Nachtwächter ( Herr König - jetzt in Zixdorf lebend ) er hat zwei Platzwunden im Gesicht und am Schädel. Mehrere Männer waren noch verletzt und Vater Kase war zusammengebrochen. Die Männer wurden vom Doktor ärztlich versorgt und Herrn Kase ging es auch schon wieder besser. Nur der Nachtwächter, der hatte ordentlich was abbekommen.. Er wurde von Doktor Niepelt mit seinem alter klapprigen Auto „Fridolin“ bei Schneesturm nach Treuenbrietzen ins Krankenhaus gebracht, dessen Wunden sollten doch lieber im Krankenhaus versorgt werden um eventuelle Knochenbrüche nicht zu übersehen. „Jedoch der harte Bauernschädel des noch recht jugendlichen Nahkämpfers hat glücklicherweise nichts Ernstliches abbekommen , wie festgestellt wurde.“
Ein Jagdkommando der Roten Armee hatte die Verfolgung der Räuberbande aufgenommen, diese wurde jedoch durch das große Schneetreiben erschwert. Im Dorf war wieder Frieden eingekehrt.

Umsiedler im Dorf
Die Einwohnerzahlen unserer Dörfer erhöhten sich nach dem Krieg zusehends. So hatte Garrey 1939 166 Einwohner und nach dem Krieg 334, in Zixdorf waren erst 92 und danach 205 Einwohner. Alle wollten untergebracht werden und wenigstens ein Dach über dem Kopf haben.  Die Umsiedler kamen nur mit wenig Hab und Gut, hatten grausames erlebt und suchten Schutz um am Leben zu bleiben. Nach langer Flucht fanden viele von ihnen eine neue Heimat in Garrey und Zixdorf. Einige nur vorübergehend und einige blieben. Sie machten sich seßhaft und gründeten Familien. Alles, was irgendwie bewohnbar war wurde als Unterkunft hergerichtet.
Im Protokoll der Gemeindevertretersitzung IV 162 von 1948-1950 konnte man lesen:“ 38 Umsiedler mußten ein- und umquartiert werden. Es wurden 10 Bettstellen und Schränke gebaut und 120 Haushaltsgegenstände gesammelt. Sämtliche Umsiedler wurden mit Brennholz versorgt. Die  Schule erhielt ebenfalls Brennholz ( welches aus dem Gemeindewald genommen wurde,
( Zixdorf sollte 40 % liefern ) und wurde zum größten Teil mit Fenster versehen. Die Kleinbauern trugen vor, daß sie weder Kartoffeln noch Brotgetreide haben. Der Bürgermeister erwiderte darauf, daß „Brotmarken“ beim Landratsamt beantragt wurden. Diese müssen aber noch bewilligt werden. Es wurde ebenfalls beschlossen, daß die Neubauten für die Umsiedler unbedingt 1948 noch beendet werden sollen. Der Bürgermeister fordert alle Bewohner auf tatkräftig mitzuhelfen. Altbauern stellen freiwillig Land für Baustellen zur Verfügung.“ Bürgermeister zur damaligen Zeit war Gerhard Schulze.
Die Umsiedler arbeiteten bei dem Bauer, bei dem sie wohnten, um ihr tägliches Brot zu verdienen. Die Alteinwohner reagierten unterschiedlich, doch die meisten halfen, obwohl sie ja kaum selbst etwas hatten. Die gegenseitige Hilfe erleichterte das Hineinwachsen in die Dorfgemeinschaft und tröstete etwas über den Verlust der Heimat hinweg.  Einige erhielten eine Neubauernstelle nach den Gesetzen der Bodenreform von 1945. Hermann Kase hatte über 100 ha an Wald und Ackerland und wurde somit nach den damals geltenden Gesetzen enteignet. Sein Land wurde an die Neubauern, Olga Manteufel, Emil Zielke, Johann Kühn, Wilhelm Schröder, Jonathan Bauer und an landarme Bauern verteilt (siehe Bodenreform).

 

Einige Veränderungen im Dorf nach der Wende

Garrey macht sich schön

Die Gastronomie im Ort

Eiscafe Lehmann

Metallbau Wieland

Windanlage

 

Garrey macht sich schön

Unser kleines ruhiges Dörfchen mausert sich. Ab 1992 tut sich so allerlei. In Garrey und Zixdorf werden Spielplätze neu angelegt bzw. umgestaltet. Die Kinder haben nun die Möglichkeit nach Herzenslust zu schaukeln, zu klettern, zu hangeln sich an einem Reck zu vergnügen oder einfach nur unter den überdachten Sitzplätzen eine Ruhepause einzulegen. Solche überdachten Plätze, die von den ABM-Kräften (Arbeitsbeschaffungs Maßnahmen, nach der Wende wurden sehr viele Bürger unserer Dörfer, die in der Landwirtschaft arbeiteten arbeitslos. Diese fanden durch diese Maßnahme wieder eine Aufgabe.) gebaut wurden, gibt es auch in den Rummeln. Müde Wanderer können sich an zwei unterhalb der Schollensteine aufgestellten Bänken erholen und die dortige Stille und Schönheit der Natur genießen. An der Südseite des Dorfangers entstand eine Rundbank mit Tisch. Unter den Dorflinden ist es ein schattiges Ruheplätzchen.
Ein Ärgernis für die Dorfbewohner war seit eh und je die Bushaltestelle. Oft diente sie als Fußballtor und Müllablage für die Jugendlichen und sah immer schmuddelig und ungepflegt aus. Zur Freude der Einwohner und Gäste, die mit Ratschlägen und Hinweisen nicht sparten, wurde die Haltestelle farbig gestaltet. Unter Leitung der Kunsterzieherin Lydia Eiserbeck entstand ein heimatbezogenes Wandbild

Die Schüler Katja Kahl, David Geßner, Stefanie Lehmann, Sven Rettig, Mirko Bergholz und Nicole Weinert zeigten ihr musisches Können und waren wöchentlich einmal aktiv bei der Arbeit. Alle hoffen nun, daß diese mühevolle Arbeit gewürdigt wird und recht lange erhalten bleibt.
 

Die Gastronomie im Ort

Seit Pfingsten 1993 haben wir in unserer Gemeinde, nachdem die Familie Fenske und danach Gert Nikelski die Gaststätte aufgaben, wieder einen neuen Gastwirt. Die Familie Ammerschuber aus Boßdorf. Jetzt werden auch wieder Veranstaltungen für die Bevölkerung durchgeführt und es finden Skatabende und auch wieder Rentnertreffs statt. Ammerschubers gestalten den Saal, besorgen für die jeweiligen Veranstaltungen die Musik und sind auch bei Gemeindefeiern, wie Osterfeuer, Maibaum - aufstellen, präsent. Ebenso gibt es ein reichliches appetitliches preiswertes Essen. Dafür zeichnet Tochter Bärbel Andert, als gelernte Köchin, verantwortlich. Es werden kalte und warme Speisen gereicht, wie auch Kaffee und Kuchen. Es wird ein gepflegtes Bier gezapft. Doch leider hielt sich auch diese Gaststättenbesatzung nicht lange in Garrey. Für kurze Zeit wurde die Gaststätte dann noch einmal bis Mai 1999 geöffnet. Hoffentlich ist das nun nicht das Aus für die dörfliche gastronomische Betreuung ?
Es wäre auch schade, wenn das so mühevoll erst 1995 erneuerte und neu eingerichtete Kulturzentrum nicht mehr oder nur wenig genutzt wird. Dieses trägt bestimmt nicht zum Dörflichen Gemeinschaftsleben bei.
Wie in vielen Orten so wagten auch in Garrey einige Familien den Weg in die Selbständigkeit.

 

Eiscafé Lehmann

Joachim und Martina Lehmann wagten zum 16.7.1994 diesen Schritt. Eine „Pension und Eiscafe“, um in unserer schönen Fläminglandschaft, den Tourismus mit anzufachen, wurde geschaffen. Es fehlte doch oft an Übernachtungsmöglichkeiten.
Nach anstrengender Arbeit, mit viel Fleiß und Mühen war es endlich am 16. Juli 1994 soweit. Aus einem Stall entstand eine erlebenswerte Pension mit Einbett - Zimmern, Doppel - Zimmern und Dreibett - Zimmern, (weitere Aufbettungen sind möglich), alle sind mit Dusche/WC und TV-Gerät ausgestattet. sie sind modern, rustikal eingerichtet, eingearbeitete Deckenbalken unterstreichen dies. Gemütliche Polstergarnituren laden zum Ausruhen ein.. Ackergeräte früherer Zeit und landwirtschaftlichs und hauswirtschaftliche Geräte, wie z.B. Butterfaß, Rübenpresse, Windfege, Sense, Dreschflegel und vieles mehr sind in den Gasträumen und in der umgebauten Scheune mit Tanzboden, anzutreffen und geben dem Ganzen ein ländlich, rustikales Flair.

 

Metallbau Wieland

Dieses Schild leuchtet weit sichtbar neben dem Tor der Familie Wieland, am Dorfteich.
Handwerksmeister Lutz Wieland wagte nach der politischen Wende in Deutschland im November 1994 den Schritt in die Selbständigkeit. In mühevoller Arbeit entstand aus einem Teil des Hofes und der Ställe des Wielandschen Bauernhofes eine geräumige und modern bestückte Werkstatt.
Mit fachlicher Beratungen und exakter Planung und Ausführung werden die Kundenwünsche erfüllt. Produktion und Service bilden eine Einheit im Familienbetrieb, wo schon einige Mitarbeiter eine Beschäftigung fanden.
Stolz zeigt Lutz Wieland sein Meisterstück, „eine scheibengebremste Kutschwagenachse“, die an der Werkstattdecke ihren Ehrenplatz fand.

 

Windanlage

Nach der Wende ließ Hubert Weimann und Ehefrau Johanna geb. Kase, eine Windanlage an der Straße Zixdorf - Garrey, auf seinem Acker ca. 400 m vor dem Ort Garrey, aufstellen. Der Strom wird in das elektrische Netz eingespeist.

 

Ortsjubiläum

Nach der sichersten Quelle, dem „Historischen Ortslexikon“, wurde 1988 in Garrey das 600 - jährige Bestehen des Ortes gefeiert. Den Auftakt für die Festtage bildete, am 1.6.1988, eine kleine Freilicht Kino Veranstaltung auf dem Sportplatz. Am 3. 6. 1988 vereinte ein festlicher Abend die Einwohner der Gemeinde im Veranstaltungsraum des Kulturzentrums, zu dem sie von der Bürgermeisterin Christa Nikelski herzlich begrüßt wurden. Für den Gaumen gab es ein kaltes Büfett, vom Gaststättenehepaar Siegfried und Elli Fenske geb. Heise, gestaltet. Fürs Auge gab es eine Fotoausstellung von Altem und Neuem aus Garrey - Zixdorf und Wüstemark. Den Höhepunkt der Feierlichkeiten bildete ein Volksfest am 4. und 5. Juni. Der Sportplatz war an diesem Wochenende das Zentrum für das Volksfest. Auf ihm wurde noch rechtzeitig zum Fest ein Mehrzweckgebäude errichtet.. Kegelgalgen, Schießstand und Pfeile werfen zog die Großen zur regen Beteiligung an. Es gab auch wertvolle Preise zu gewinnen. Auch die Kinder konnten sich bei Spiel und Spaß aktiv beteiligen. Das Puppenspiel „Rotkäppchen“ lockte die Kinder in den Kulturraum. Außerdem traten drei Fußballmannschaften zum Turnier auf dem Festplatz an. Dabei belegte die Gastmannschaft aus Buchholz den 1. Platz. Für das leibliche Wohl war natürlich auch gesorgt. Der Ausschank erfolgte in dem massiven Gebäude auf dem Sportplatz.Anläßlich der 600-Jahrfeier 1988 organisierten die Frauen auch einen Kuchenbasar. Für die Kinder waren Kutschfahrten organisiert.

 

Am Abend formierten sich die Kinder zu einem Lampionumzug, welcher durch Garrey zog. Am 2. Tag fand als Höhepunkt ein Hahnreiten statt, welches Mitte der 50 Jahre letztmalig in Garrey stattfand. Reiter aus Klein Marzehns gestalteten dieses, aus unserem Dorf beteiligte sich Carola Sternberg geb. Brachwitz am Reiten. Bei diesem Wettkampf gelang es ihr den Hahn im vorbei reiten abzudrehen. Hierzu spielte die Blaskapelle aus Boßdorf zur Unterhaltung. Den Abschluß des Volksfestes beschloß eine Freilicht Kino Veranstaltung. Nun ist die 600 - Jahrfeier schon wieder Geschichte, sie brachte vieles für Jung und Alt, Erinnerungen wurden aufgefrischt und gemütlich zusammen gefeiert.Nun ist die 600 - Jahrfeier schon wieder Geschichte, sie brachte vieles für Jung und Alt, Erinnerungen wurden aufgefrischt und gemütlich zusammen gefeiert.

 

Bevölkerungsentwicklung

In Garrey wohnen 1976 284 Bürger, davon 46 Rentner, 68 Jugendliche bis 25 Jahre und 52 Kinder bis 14 Jahre. Außerhalb der Gemeinde arbeiten 53 Einwohner, vorwiegend im VEB Stickstoffwerk Piesteritz. Die Felder in der Gemarkung werden von der LPG Pflanzenproduktion Niemegk bewirtschaftet, die LPG Tierproduktion hat ihren Hauptsitz in Rädigke. In der Gemeinde zählt man 59 Wohnhäuser, in denen insgesamt 73 Familien wohnen. 43 Wohnungen sind mit Bad und Innen - WC ausgestattet, in 17 Wohnungen ist ein Bad vorhanden, in 13 Wohnungen gibt es keine Modernisierung dieser Art.
( Quelle: Märkische Volksstimme aus dem Jahre 1976 ).
Die Einwohnerzahlen von Garrey gehen stetig zurück. Im Jahre 1988  waren es 240 Einwohner, 1990 = 231, 1991 = 230, 1992 = 225, 1994 = 223, , 1995 = 224, und bis März 1997 = 223.
Im März 1997 wohnten in Garrey mit Wüstemark 144 und in Zixdorf 79 Einwohner.
Quelle: “Flächennutzungsplan“ Garrey 10/97). Die Bevölkerungsentwicklung verlief sehr unterschiedlich im Ort., abgesehen von den Nachkriegsjahren infolge der Flüchtlingswelle.
In Garrey ist eine starke Bevölkerungsabnahme zu verzeichnen von 188 Einwohnern im Jahre 1817 auf 160 im Jahre 1989, andererseits wuchs in Zixdorf die Bevölkerungszahl im gleichen Zeitraum von 68 auf 89. Nach der „Wiedervereinigung der beiden deutschen Staaten“ wanderten einige Familien aus, um sich eine neue Erwerbsquelle zu suchen.
Es ist nur zu hoffen, daß die Bevölkerungszahl nicht noch mehr sinkt und die Jugendlichen  insbesondere durch die günstige Lage zur Autobahn mobil bleiben, ihre Arbeitsplätze zwar in die umliegenden Zentren verlagern, aber dem landschaftlich ruhigen Wohnumfeld unseres Ortes erhalten bleiben.

Schulzen/Bürgermeister in Garrey ( soweit zurückverfolgbar )
1780        Schulze Hüfner Benke, Martin
1807        Schulze Hüfner Benke, Martin                                                                 
1821        Schulze Hüfner Benke, Gottfried
1840        Schulze Hüfner Wolff, Gottfried
1875        Schulze Hüfner Bergholz, Friedrich
1886        Schulze Hüfner Dalichow, Gottfried
1913        Bürgermeister Hüfner Danneberg, Friedrich
                Bürgermeister Hüfner Wieland, Richard
nach 1945 stetiger Wechsel der Bürgermeister, unter anderem waren:
1949         Bürgermeister Gerhard Schulze
1951 - 59    Bürgermeister Richard Kretschmer
1966         Bürgermeister Reußner
1967 - 79         Bürgermeister Fritz Walter ( ehemals Melker der LPG Kranepuhl )
1979 - 82     Bürgermeisterin Quade, Monika geb. Jochen
1982 - 93     Bürgermeisterin Christa Nikelski
ab 1993        Bürgermeister Axel Sternberg

Bürgermeister/Schulzen in Zixdorf

1861       Ortsschulze Schiering

1878       Dorfvorsteher F.Schulze
Ortsschulze Thiele
Ortsschulze Schubotz
1946       Bürgermeister Wilhelm Kolzenburg
1948      Bürgermeister G. Lipsdorf

1949      Bürgermeister Hermann Knorr