Veranstaltung „Tag der Dörfer“ - in diesem Jahr in Garrey

von Gabi Eissenberger

 

Wie im letzten Dorfblatt schon kurz angekündigt, findet am 10. Oktober der „Tag der Dörfer“ in Garrey statt. Auf den jährlich stattfindenden Treffen wird über aktuelle Themen und Probleme des ländlichen Lebens gesprochen und diskutiert. Das diesjährige Treffen findet unter dem Motto „Dörfer neu denken“ statt (siehe beigefügte Einladung). Es werden auch in diesem Jahr Teilnehmer aus ganz Brandenburg erwartet, aber hoffentlich auch viele Garreyer!

 

Wer lädt ein?

Drei Gruppen sind die Veranstalter:

- Brandenburg 21, Verein zur nachhaltigen Lokal- und Regionalentwicklung im Land Brandenburg e.V.

- Lokale Aktionsgruppe fläminghavel e.V. (LAG), die vielen von uns schon durch nicht nur materielle Hilfe bei verschiedenen Projekten in Garrey und anderswo bekannt ist, und schließlich

- unser Dorf Garrey, vertreten durch Andreas Grünthal und Ralf Rafelt (offizielle Organisatoren in Garrey) und unterstützt durch Wolfgang Lubitzsch und Gabi Eissenberger


Die Vorbereitungsgruppe bei einem Treffen in Garrey


 

Wo und wann?

Der 10. Oktober 2015 ist ein Samstag, was hoffentlich vielen die Teilnahme ermöglicht. Wir treffen uns alle im Dorfgemeinschaftshaus, wo ab 10:30 Uhr die Veranstaltung (Anmeldung ab 10:00 Uhr) mit kurzen Begrüßungsworten von Andreas Grünthal und Eveline Vogel (u.a. Vorsitzende der LAG Fläming/Havel) beginnt. Marion Piek (Vorsitzende von Brandenburg 21) und Ralf Raffelt werden den gesamten Tag die Moderation übernehmen.

 

Wer wird / kann teilnehmen?

Sowohl „Basisarbeiter“ als auch Vertreter aus Politik und Verwaltung des Landes Brandenburg werden erwartet. Und natürlich viele Garreyer, die die Gelegenheit ergreifen wollen, in den vier Arbeitsgruppen über ihre Alltagsprobleme zu berichten, also alle, die die Probleme sehen und Interesse an der Gestaltung der Zukunft haben. Jeder Garreyer, Zixdorfer und Wüstemarker ist herzlich willkommen! Die „Spezialisten“ über die Probleme der Dörfer sind nämlich wir selbst, die wir tagtäglich mit diesen Problemen konfrontiert sind. Bitte kommt, nehmt daran teil, bringt Euch ein.

 

Was kostet das denn?

Für die Ortsansässigen wird kein Teilnehmerbeitrag erhoben, denn deren Teilnahme ist den Veranstaltern sehr wichtig. Auch Essen und Getränke sind frei. Es wäre aber natürlich schön, wenn jeder, der kann, einen kleinen Beitrag in die Spendenkasse leisten würde, schließlich müssen die von außerhalb Kommenden € 10 Unkostenbeitrag leisten. Finanzielle Knappheit soll aber kein Grund sein, an dem Treffen nicht teilzunehmen!

 

Was bringt mir das?

Vielleicht bringt es mehr Klarheit darüber, wo unsere Probleme her-kommen und – vor allem - was wir dagegen machen können. Und es bringt ein Stück gelebte Demokratie, denn es liegt auch in unserer Hand, wie es sich in unseren Dörfern in zehn oder zwanzig Jahren leben wird.

 

Wie läuft das ab?

Vormittags wird es zwei Referate geben. Damit auch jemand, der bisher an der Diskussion über die Zukunft der Dörfer nicht teilgenommen hat, verstehen kann, worum es da geht, werden wir weiter unten über die beiden Referate berichten.

Um 13:00 Uhr ist Mittagspause. Es gibt bei Lehmann Kartoffelsuppe. Davor und danach finden kurze Führungen durch das Dorf statt.

Ab 14:00 Uhr gehen wir dann in vier verschiedene Arbeitsgruppen. Auch hierzu gibt es kurze inhaltliche Beschreibungen weiter unten. Nach einer kurzen Kaffeepause (15:40 bis 16:00 Uhr) beginnt die Podiumsdiskussion, bei der die Ergebnisse der Arbeitsgruppen (Fragen / Forderungen) in das Podium eingebracht werden, Politiker und andere dazu Stellung nehmen werden / müssen.

Gegen 17:00 Uhr wird dann die Veranstaltung enden.

Zu ergänzen bleibt noch das Rahmenprogramm. Neben den erwähnten Dorfführungen gibt es dann noch Infostände und eine Ausstellung In Lehmanns Scheune mit dem Titel „Lebendige Dörfer“.

 

Die Inhalte: Die Referate

 

Das erste Referat, von Manuel Slupina gehalten, heißt „Dörfer neu entdecken, das Leben auf dem Land neu erfinden“. Er stellt darin einige Problembereiche in den Dörfern dar:

 

Manuel Slupina analysiert die gegenwärtige Situation und stellt fest, dass durch den demografischen Wandel – viele junge Leute sind weggezogen, die Dorfbevölkerung wird weniger und älter – viele Versorgungseinrichtungen auf dem Dorf geschlossen bzw. eingestellt werden (kein Arzt, kein Kindergarten, kein Bus, kein Kaufladen, keine Schule etc.). Das Grundgesetz fordert zwar gleichwertige Lebensverhältnisse in Stadt und Land. Durch Gesetze, Verordnungen, Regeln etc. wird versucht, dieses zu erreichen. Doch man bewirkt damit auch das Gegenteil. Weil ein Kindergarten bestimmte Normen zu 100 % erfüllen muss und nicht kann, wird er geschlossen. Dieses gilt entsprechend für Arztpraxen, Schulen, Kaufläden etc. Wenn man es aber erreichen könnte, dass die Normen und Gesetze an die ländlichen Bedürfnisse angepasst werden würden, quasi nur 90 % der Vorgaben beispielsweise erfüllt werden müssten, könnte wieder viel Neues auf dem Land entstehen. Voraussetzung hierfür ist aber außerdem, dass die Bewohner selbst sich dafür einsetzen, gemeinsam kleine Projekte entwickeln und im Gespräch mit Politikern die Notwendigkeit dieser Veränderungen deutlich machen, um beispielsweise eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten. Slupina stellt fest, dass „eine Gesellschaft, die sich wie hierzulande in den ländlichen Räumen erneuern muss, braucht das Gegenteil von Beharrlichkeit“. „Neben Freiräumen von ‚oben‘ ist dafür auch ‚unten‘ ein Umfeld vor Ort nötig, das auf neue Ideen nicht reflexartig mit ’das geht sowieso nicht‘ reagiert.“ Um zukunftsfähig zu werden, müssen „von oben“ die Freiräume geschaffen und „von unten“ die Freiräume mit neuen Ideen genutzt werden.“

 

Das zweite Referat von Frau Dr. Silke Stöber (Verein Dorfbewegung Brandenburg) trägt den Titel „Wir können vieles, aber nicht alles – Stimmen aus den brandenburgischen Dörfern auf dem Weg zum 2. europäischen ländlichen Parlament“.

 

In einer jüngsten Befragung von Dorfbewohnern Brandenburgs zeigte sich einerseits eine starke Dorfverbundenheit und die Bereitschaft, für bessere Lebensqualität im Dorf selbst aktiv zu werden; andererseits wurden Mängel in der dörflichen Infrastruktur – vom fehlenden Dorfladen bis zu mangelhaftem Internetzugang – scharf kritisiert. Heftig beklagt wurde von den Dorfbewohnern auch, dass jene Dörfer, die zu „Ortsteilen“ größerer Gemeinden geworden sind, kaum noch Möglichkeiten haben, über ihre eigene Dorfentwicklung zu bestimmen. Als krasses Beispiel wurde - bei allgemein großer Aufgeschlossenheit für die Energiewende - immer wieder die Ohnmacht der Dörfer gegenüber Standortentscheidungen über Windkraftanlagen in ihrem Territorium genannt. Der jüngst gegründete Verein „Dorfbewegung Brandenburg“ wird diese und andere Ergebnisse sowie notwendige Schlussfolgerungen mit Dorfakteuren und Landespolitikern diskutieren.

In der genannten Umfrage wurden in 30 Ländern Dorfbewohner nach ihren Problemen, Wünschen und guten Erfahrungen befragt und konnten ihre Erwartungen an die Politik äußern. Die Ergebnisse „fließen“ aus all diesen Ländern im kommenden November bei einem Treffen in Schärding (Österreich)bei „Parlament der Dörfer Europas“ als eine starke „Stimme der Dörfer“ Europas zusammen. Dort sollen europaweit die besten Erfahrungen der Dorfentwicklung ausgetauscht, zusammengefasst und als Empfehlung an alle Dorfgemeinschaften in Europa gerichtet werden. Außerdem treffen dort die Dorfvertreter mit Europapolitikern zusammen, um mit ihnen Forderungen und Vorschläge der Dörfer für eine bessere Politik auf dem Lande zu diskutieren und Empfehlungen an die Politik zu beschließen, auch eine Delegation des Vereins Dorfbewegung Brandenburg wird die Brandenburger Dörfer auf dem 2. Parlament der Dörfer Europas entsprechend vertreten. (siehe AG 3, unten)

 

Die Inhalte: Die Arbeitsgruppen

 

AG 1    Hürden überwinden bei der Dorfentwicklung

Referent: Manuel Slupina; er hat über die Probleme in den Dörfern und deren Überwindung gearbeitet und veröffentlicht: „Von Hürden und Helden – Wie sich das Leben auf dem Land neu erfinden lässt“.

Die Dorfentwicklung selbst in die Hand zu nehmen ist angesagt, und dabei zu lernen, mit den entsprechenden Hürden umzugehen – und sie zu meistern. In der AG1 wird über von Bürgern entwickelte Projekte zur Verbesserung der Lebenssituation in Dörfern diskutiert. Die Teilnehmer können konkrete Anliegen und Erfahrungen einbringen. Es werden daraus Forderungen formuliert, die anschließend mit Politikern diskutiert werden. Die anwesenden Politiker sind Mitglieder der neuen Enquetekommission „Zukunft der ländlichen Regionen vor dem Hintergrund des demografischen Wandels“ des Brandenburger Landtags.

 

AG 2    Dörfer neu gedacht – Entwicklungschance digitale Welt

Referentin: Barbara Lippa, Mitglied der Initiative Internet & Gesellschaft Collaboratory, die 2014 Empfehlungen zu dem Einsatz des Internets in den ländlichen Räumen zur Überwindung der mangelhaften Infrastruktur entwickelt hat.

Wie durch den Einsatz von IT ermöglicht wird, ländliche Regionen zu unterstützen und zu stärken, soll vor dem Hintergrund des demografischen Handlungsdrucks diskutiert werden. Digitale Lösungen für Verwaltung und Politik sowie in der Pflege und Gesundheitsversorgung stehen dabei im Mittelpunkt. In der AG sollen die damit verbundenen Herausforderungen und praktischen Anwendungsmöglichkeiten diskutiert werden.

 

AG 3    Kernbotschaften Brandenburger Dörfer: Erwartungen der Dorfgemeinschaften an sich selbst und an die Politik

Der Verein „Dorfbewegung Brandenburg – Netzwerk Lebendige Dörfer“ fördert die Dorfentwicklung von unten, durch die Bewohner selbst. Im Vortrag werden dazu aktuelle Ergebnisse einer Befragung in ausgewählten Dörfern Brandenburgs vorgestellt. In der AG wird mit Landespolitikern weiter diskutiert. Es zeigt sich, dass einige Bereiche des dörflichen Lebens selbstständig gelöst werden. Manchen neuen Problemen, z. B. Windkraftanlagen, die erst durch den Verlust der dörflichen Selbstbestimmung zutage treten, hat die Dorfgemeinschaft wenig entgegenzusetzen.

Die Befragungsergebnisse und auf dem Tag der Dörfer  diskutierten Empfehlungen werden als Stimme der Brandenburger Dörfer zusammen mit den Ergebnissen aus 30 Ländern auf dem 2. Europäischen Ländlichen Parlament in Österreich im November 2015 präsentiert (siehe 2. Vortrag, oben).

 

AG 4    Alte Häuser, neue Nutzung

Referentin: Irmelin Küttner, Vorsitzende der Deutschen Sektion des Europäischen Verbandes für Dörfer und Kleinstädte.

Dörfer haben traditionell kulturelle Werte bewahrt. Heute können die Vielfalt des Landlebens und der Wandel gestärkt und wiederbelebt werden, wenn es gelingt, überlieferte und leerstehende Gebäude für Neubürger und die Dorfgemeinschaft neu zu nutzen. Die Referentin zeigt auf, wie Bürgerinitiativen, Vereine und Kommunalpolitiker die Plattform für eine erfolgreiche Umsetzung sind. Zudem wird auch das Projekt Gestaltungsbeirat der Architektenkammer Brandenburg vorgestellt.

 

 

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Einladung zum Tag der Döefer 2015
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